Unsicherheit bestimmt das Vorsorgeverhalten junger Leute, nicht mangelnde Weitsicht. Davon ist der Soziologe Dr. Felix Wilke überzeugt. Er war am Forschungsprojekt »Orientierungssuche in der privaten Altersvorsorge« beteiligt, in dessen Rahmen Interviews mit jüngeren Menschen geführt wurden. Die Ergebnisse sind aufschlussreich und eine spannende Ergänzung zur MetallRente Jugendstudie.
(mit Dr. Felix Wilke)
Handlungsdruck
Insgesamt zeigt sich ein differenziertes Bild. Die Interviewten verspüren zwar Handlungsdruck, empfinden aber ebenso eine starke Orientierungs- und Ratlosigkeit. Es herrscht Unsicherheit darüber, welche Sparbemühungen ausreichen und ob es zu riskant ist, umfassend in ein Vorsorgeprodukt zu investieren. Für die Befragten bedeutet der Abschluss eines Vorsorgevertrages, sich auf eine unbestimmte Zukunft festlegen zu müssen. Deshalb nehmen sie häufig erst dann das Alterssparen und damit den langen Zeithorizont in den Blick, wenn der kurze Zeithorizont objektiv und subjektiv hinreichend abgesichert erscheint. Schließlich verzichten sie mit dem Alterssparen zunächst auf Handlungsoptionen – also auf Geld – in der Gegenwart.
Flexibilität
Die Interviewten überlegen, wie bei möglichen ungünstigen Entwicklungen ihre Handlungsfähigkeit erhalten bleibt. Deshalb steht bei ihnen häufig die Bewahrung der Flexibilität in der näheren Zukunft im Vordergrund. Dies ist für sie ein starkes Motiv, von einer Investition in ein Altersvorsorgeprodukt Abstand zu nehmen. Daneben spielt noch die Unsicherheit über die Versorgungslage im Alter eine Rolle… und darüber, ob das richtige Anlageprodukt gewählt wurde.
Orientierungslosigkeit
Die Orientierungslosigkeit mündet meist auch in die Überlegung, das Vorsorgeengagement auf einen möglichst geringen Umfang zu begrenzen. Interessanterweise verbinden Befragte den Abschluss eines Vorsorgevertrages nicht mit dem Gefühl einer gelungenen Alterssicherung. Allerdings dient er den Interviewten dazu, das Gewissen zu beruhigen. Häufig berichten sie, dass sie die konkrete Ausgestaltung der Altersvorsorge dem Versicherungsvertreter oder dem Bankberater überlassen. Die Förderung gibt für viele Interviewte den Ausschlag, sich trotz aller Bedenken für ein Vorsorgeprodukt zu entscheiden. Dies belegen auch die Zahlen der aktuellen MetallRente Studie. Insgesamt ist das zurückhaltende Vorsorgeengagement also das Ergebnis einer umsichtigen und aktiven Auseinandersetzung mit vielen Unwägbarkeiten.