Gute Vorsorge?!

Wie könnte eine gute Altersvorsorge aussehen? Sie muss den Bedürfnissen und Verhaltensweisen der jungen Leute Rechnung tragen. Außerdem sollten Vorsorgeprodukte nicht nur eine gute Rendite abwerfen, sondern auch nachhaltig sein.

(mit Hans-Jörg Naumer)

 

Freundliches »Schupsen« hilft


»Nudging«, also ein freundliches »Schupsen« in die richtige Richtung … das ist für Hans-Jörg Naumer, Leiter Kapitalmarktanalyse von »Allianz Global Investors«, die Antwort auf die Frage, wie eine gute Altersvorsorge aussehen könnte. Denn das Schupsen würde das »Trilemma« der Altersvorsorge lösen. Dieses besteht seiner Meinung nach in der »Kurzsichtigkeit«, »Trägheit« sowie »Verlustaversion« der jungen Generation.

Naumer erklärt die »Verlustaversion« so: »Rendite kann nur mit einem gewissen Maß an Risiko erzielt werden, was aber dem Sicherheitsbedürfnis der Anleger entgegensteht.« Außerdem wird Sparen als Konsumverzicht empfunden, also auch als Verlust. Dieser »Verlustaversion« lasse sich aber mithilfe eines guten Risikomanagements entgegenwirken.

Die »Kurzsichtigkeit« hat, so Naumer, ihren Grund darin, dass der Mensch – verhaltensökonomisch betrachtet – »im Hier und Jetzt« lebe. Vorsorgeprozesse erstreckten sich dagegen über Jahrzehnte. Auch die »Trägheit« ist menschlich: »Warum soll ich mich heute zu etwas entschließen, was scheinbar auch noch morgen Zeit hat?« Doch diese Verschiebung hat extrem negative Folgen für die Zinserträge. Die Trägheit, Verlustaversion und Kurzsichtigkeit könnten durch einfache Regelungen wie das »Opting-out« oder einen Arbeitgeberzuschuss überwunden werden. So würden viele junge Leute zur betrieblichen Altersversorgung motiviert. Das belegen auch die Zahlen der Studie.

 

Trend zur Nachhaltigkeit


Eine betriebliche Altersversorgung sollte auch nachhaltig sein. Deshalb gewinnen die sogenannten »ESG-Nachhaltigkeitskriterien« an Bedeutung. Dabei steht »ESG« für »Enviromental Social Governance«, also für »Umwelt, Soziales und Unternehmensführung«. Es zeigt sich nämlich, dass Nachhaltigkeit und Rendite nicht im Widerspruch zueinanderstehen, sondern dass sich mit Nachhaltigkeit gute Rendite machen lässt. Zudem etabliert sich die Überzeugung, dass Betriebsrentensysteme in Zeiten des Klimawandels eine besondere Verantwortung für nachkommende Generationen übernehmen sollten. Deshalb sind heute »nachhaltige Investitionskriterien« im Portfoliomanagement kollektiv organisierter Pensionsfonds wichtig. Wie die Integration von nachhaltigen Investitionskriterien in die Alterssicherungssysteme gelingen kann, zeigen – so Karen Anderson, Professorin für Sozialpolitik am University College Dublin – die Beispiele Dänemark und Niederlande. In beiden Ländern haben nationale Rechtsvorschriften sowie die Tätigkeit der Aufsichtsbehörden Anreize dafür geschaffen, das Thema Nachhaltigkeit verstärkt in die Anlagestrategien einzubinden.